lunedì 23 settembre 2013

Rezension-Recensione mostra a diessen su Augsburger Allgemeine.





Augsburger Allgemeine 27 agosto 2013


Materie und Geist als Einheit

Fernanda Mancini stellt aus und ihr Mann Roberto Giardina liest dazu Von Andreas Frey i

Dießen Sperrig ist der Titel der Ausstellung: „Der Raum - Die Dinge - Die Fragmente - Im Bereich des Heiligen“, doch die Collagen, Skizzen und Bilder von Fernanda Mancini wirken eher subtil. Im Taubenturm ist die erste Ausstellung der Italienerin in Oberbayern zu sehen.

Die Bilder sparen mit großen Formen ebenso wie mit großen Effekten. Beinahe asketisch wirkt die Sechsergruppe mit weißem Hintergrund im obersten Stockwerk. Die Eindrücke sind skizzenhaft: Schwarze Tuschestriche ziehen Verbindungslinien, oft sogar gestrichelt, als sei selbst der Zusammenhang nur eine These, ein Versuch.

 „Ich empfinde Materie und Geist eigentlich als Einheit. Dies versuche ich wiederzugeben und zu problematisieren“, sagt Fernanda Mancini. Und so verbinden die Strichel-Linien in der Serie „Weiß“ rote und schwarze Kleckse sowie aus diesen Farben erwachsende geometrische Formen.

Eine der Skizzen könnte ein Versuch über eine Familienbeziehung sein: In der Mitte laufen die Punktierungen zusammen und bilden einen Knoten. Eine andere Skizze erinnert an die Vorzeichnungen Leonardo da Vincis für Fluggeräte. „Einbildungskraft“, nennt die in Berlin lebende Künstlerin das Blatt, dem sie den aquarellierten Ausriss eines Abendhimmels beigefügt hat.

Auf der untersten Ausstellungs-ebene sind Hinterglas-Collagen zu sehen. Die applizierten Materialien sind so klein, dass viel vom nachthimmelartigen Hintergrund zu sehen bleibt.

Der Baum als starkes Symbol

Ungleich ausdrucksstärker sind die Bilder im Mittelgeschoss. Schwarze Kartons, auf ferrarirotem Knitterpapier aufgelegt, bilden die kraftvollen Hintergründe für mehrere Zyklen. Einer davon zeigt eine Parkbank mit wechselnden grafischen Symbolen darüber, ein anderer Zyklus wiederholt das Motiv des Baumes. Diesen findet man als starke Präsenz – ein Stamm auf Blattgold gemalt – oder im Gegenteil als zweifachen Schemen: weiß umrandet, wo er stand und blutrot, wo er gefällt am Boden lag. „Für mich ist die Natur die Basis, die alles in sich trägt“, erläutert die studierte Philosophin. Der Baum als „starkes Symbol“ deute zugleich auf die Menschheit, zumal auch Jesus an einem Stamm gekreuzigt worden sei.

Weniger schwere Gedanken brauchten sich die Besucher am Samstagnachmittag zu machen. Zur Ausstellung gab es eine Begleit-Lesung von Roberto Giardina. Abwechselnd mit seiner Übersetzerin Helene Harth las der italienische Berlin-Korrespondent aus seinem (vergriffenen) Buch „Anleitung, die Deutschen zu lieben“.

Wechselseitig scheinen sich die Völker teils zu bewundern, teils zu irritieren, wie das Publikum belustigt feststellte. Während die Deutschen partout nicht verstehen können, warum Berlusconi von rund der Hälfte der Italiener geliebt wird, sind den Romanen die deutsche Strebsamkeit und die stets pessimistisch hinterfärbte deutsche Sicht aufs eigene Land unbegreiflich. Diesen Selbstzweifel kennt das Volk auf dem Stiefel nicht: „Typisch, dass die Deutschen immer interessiert, was andere Nationen über sie denken, aber den Italienern ist das ganz egal.“ Giardina, der Ehemann der Künstlerin, stellt in seinen Zeitungsartikeln die Vorurteile der Südeuropäer über die roboterhafte Perfektion der Germanen schon mal vom Kopf auf die Füße. Als schönstes Beispiel diente ihm da die Deutsche Bahn, die in der Zuverlässigkeit schon mehr als italienisch geworden sei.

Öffnungszeiten Zu sehen ist die Ausstellung jeweils Samstag/Sonntag von 12 bis 18 Uhr im Taubenturm am Marienmünster. Letzter Öffnungstag ist Sonntag, 8. September.


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